Erinnerung an das große Glück der Traurigkeit

 

Um vier Uhr morgens sah ich die letzte Rakete in den Himmel, die letzte Weinflasche auf den Asphalt und mich mit dem Fahrrad volltrunken in die letzte Hecke fliegen. Im selben Moment flog in Paris eine Luxuslimousine mit der englischen Prinzessin der Herzen auf der Rückbank gegen eine Wand. Im Gegensatz zu ihr wachte ich wenige Stunden später unbeschadet wieder auf, machte nichtsahnend den Fernseher an und sah weinende Menschen auf jedem Sender. Am Frühstückstisch ein ähnliches Bild: weinende, fremde Menschen. Und selbst im betreuten Jugendauffanglager, wo ich die Nachmittage verbrachte, wurde die Trauer um den Tod einer Prinzessin doch verstärkter thematisiert als die Freude über das gerade angerissene Lebensjahr meiner Wenigkeit. Andererseits sollte mich das gerade nicht wundern, denn unser kleiner schwarzgekleideter Kreis hatte es sich schließlich zur Mission gemacht traurig zu sein. Ja, genau, traurig sein, das war noch erlaubt – 1997. Weiterlesen

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Nun auch noch ICH in Arkadien :10: Leben im Spiel – Neapel

19.5./20.5.

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Blick auf Neapel und den Vesuv im Hintergrund

Bereits kurz vor sieben sitze ich im Auto und fahre zurück nach Bologna, um von dort aus den Schnellzug nach Neapel zu nehmen. Der italienische ICE ist sehr komfortabel, man hat viel Beinfreiheit, einen großen Tisch und eine Steckdose in der zweiten Klasse. Über einen Bildschirm kann man die Fahrt aus Perspektive der Zugführer verfolgen. Die angezeig-ten 280km/h ignoriere ich gekonnt. Weiterlesen

Nun auch noch ICH in Arkadien :8: Elba und die Zeit im Nacken

16.5.

© Mjobling/wiki

© Mjobling/wiki

Spontan bin ich der Meinung, es wäre eine gute Idee einen kurzen Abstecher auf die Insel Elba zu machen, die etwa zwei/drei Stun-den Autofahrt und eine Stunde mit der Fähre von Cortona entfernt im Mittelmeer schwimmt. Das hielt ich für machbar, insbesondere da sich das Wetter in den Bergen merklich zu verschlechtern begann und Elba laut Wetterfrosch am heutigen Frei-tag mit Sonnenschein gesegnet werden sollte. So mache ich mich gleich nach dem Frühstück auf den Weg.  Weiterlesen

Nun auch noch ICH in Arkadien :6: Ein Hauch Florenz

13.5. 

Da mir in Bologna sämtliche öffentlichen Verkehrsmittel immer direkt vor der Nase weg-fahren, komme ich erst gegen Mittag in Florenz an. Vier Tage bin ich nun unentwegt gelaufen, viele Kilometer davon, weil ich mich ständig verlaufe. Mein Körper wedelt längst mit der weißen Fahne, sendet Schmerz, um mich zur Ruhe zu zwingen. So humple ich regelrecht aus dem Zug, über den Bahnsteig und pausiere zunächst im ersten amerika-nischen Fastfoodrestaurant, welches sich vor den Türen anbietet. Dort esse ich überraschenderweise das leckerste mit Marmelade gefüllte Croissant aller Zeiten. Florenz ist gnädig. Weiterlesen

Nun auch noch ICH in Arkadien :5: Pilgern in Bologna

11.5. 

Ausgesprochen gut gelaunt erreiche ich heute Bologna. Hier habe mir nun ein B&B direkt im historischen Zentrum neben der Basilika Domenico gegönnt. Ein junger Italiener, der problemlos in Plagwitz untertauchen könnte, führt mich in mein zwanzig Quadratmeter großes Zimmer, wo mich ein großes Bett mit Federdecke, ein Schreibtisch, ein TV-Gerät, florale Wandmalerei und Parkettboden erwartet. Im Vergleich zum 6-Bett Zimmer im venezianischen Hostel der pure Luxus für nur marginal mehr Moneten. Im Hostel lernt man gut Leute kennen,  jedoch ist diese Form der Unterbringung äußerst ungünstig für Menschen, die doch dazu neigen aufzuwachen, wenn jemand am Bett wackelt. Weiterlesen