Stille
Die Stille war unendlich groß,
In diesem Nichts auch namenlos.
Nun ist es hier,
ist selbst Geräusch,
ein Atemzug hat es getäuscht.
Das Kind taucht auf im Meer der Sinne, Weiterlesen
Stille
Die Stille war unendlich groß,
In diesem Nichts auch namenlos.
Nun ist es hier,
ist selbst Geräusch,
ein Atemzug hat es getäuscht.
Das Kind taucht auf im Meer der Sinne, Weiterlesen
Schwierige Zeiten. Da sind sich alle einig in ihrer Uneinigkeit. Eine Welle der Trauer und Empörung, des Krieges und Hasses, des Menschlichen und Allzumenschlichen jagt die nächste. Hierzulande sind die Menschen im Winter besonders aufgeregt. Im Frühling dann liegen sie auf sattgrünen Grashalmen gebettet im Park und nutzen die leere Zeit dazu aktiv am Smartphone eher urteilsfroh als urteilsstark das Elend in der Welt zu be#twittern. Sie nennen’s Engagement. In Zeiten wie diesen muss man eine Strategie entwickeln, in den richtigen Momenten der Brandung den Rücken zu kehren, um nicht von jeder Welle erfasst zu werden. Am Ende prallen sie, egal wie aufgebauscht sie daherkommen, auf den Strand menschlicher Egozentrik und ziehen nicht mehr als ein bisschen Dreck mit zurück ins bewegte Meer der Einbildungen. Ich sitze also auf dem Trockenen, gestrandet, und traue mich derzeit nicht ins Wasser zurück, denn ich fürchte die tosende Unruhe und die vielen Unterströmungen, die einen schneller in die Ungewissheit ziehen, als einem lieb ist. Habe ich das Meer nicht früher geliebt? Als Kind? Wie ein solches sitze ich nun hier, bockig und angewidert und denke: ich spiel nicht mehr mit! Ich weigere mich meine Achtung und vor allem Beachtung anderen Themen zu widmen als solchen, die mich erfreuen und erfüllen, mich innerlich bereichern und beglücken. Wie egozentrisch ist das? Ich lerne zu ignorieren, Gott was für ein Segen, und stehe kurz davor mich in den herrlich lauwarmen Tümpel der Gleichgültigkeit zu stürzen und mich damit abzufinden, dass wir es wohl, um einen berühmten Leipziger zu bemühen, mit der besten aller möglichen Welten zu tun haben.
In solchen Momenten ist es wichtig ein Ass im Ärmel zu haben – einen Anker, eine Erinnerung an alles Gute und Schöne, das das Menschsein auch mit sich bringt.
Gesellschaftlicher Wellnessurlaub direkt aus dem Bücherregal sozusagen. „Die Stille und der Wolf“ ist eine Essaysammlung des seit vielen Jahren in Leipzig lehrenden Anglisten Prof. Elmar Schenkel. Weiterlesen
Um vier Uhr morgens sah ich die letzte Rakete in den Himmel, die letzte Weinflasche auf den Asphalt und mich mit dem Fahrrad volltrunken in die letzte Hecke fliegen. Im selben Moment flog in Paris eine Luxuslimousine mit der englischen Prinzessin der Herzen auf der Rückbank gegen eine Wand. Im Gegensatz zu ihr wachte ich wenige Stunden später unbeschadet wieder auf, machte nichtsahnend den Fernseher an und sah weinende Menschen auf jedem Sender. Am Frühstückstisch ein ähnliches Bild: weinende, fremde Menschen. Und selbst im betreuten Jugendauffanglager, wo ich die Nachmittage verbrachte, wurde die Trauer um den Tod einer Prinzessin doch verstärkter thematisiert als die Freude über das gerade angerissene Lebensjahr meiner Wenigkeit. Andererseits sollte mich das gerade nicht wundern, denn unser kleiner schwarzgekleideter Kreis hatte es sich schließlich zur Mission gemacht traurig zu sein. Ja, genau, traurig sein, das war noch erlaubt – 1997. Weiterlesen
Link: Teil 1 – Warum schwarz nicht immer Schwarz ist
Link: Teil 2 – Verpassen, Vergessen, Verlieren
Was macht man nun daraus? Die ganze Angelegenheit scheint doch recht frustrierend? Fühlt man sich nicht gleich wie ein hilflose Frucht, die darauf wartet vom Baum zu fallen? Warum sollte die Sonne jeden Tag aufgehen, uns mit Licht, Wärme und Geist erfüllen, wenn der Akt des Aufstehens keine Bedeutung hätte?
„Philosophieren heißt sterben lernen“, schrieb Michel de Montaigne. Philosophieren heißt leben lernen, denke ich, und widerspreche ihm damit weniger als es den Anschein macht.
Manchmal müssen ganze Welten zerstört werden, um Platz für das Fundament einer zeitgemäßen oder fruchtvolleren Variante zu schaffen. Innenwelten sind gemeint natürlich, denn hier entwickeln wir eine Vorstellung davon, wer wir sind und was wir hier tun. Weiterlesen
Verpassen
Wie steht es um die Befürchtung etwas zu verpassen? Mich persönlich zieht es immer eher in die Vergangenheit als in die Zukunft. Ich besuche lieber historische als futuristische Orte. Am liebsten flüchte ich nach Weimar, weil man dort stets bemüht ist, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass der alte Goethe jeden Moment um die Ecke biegen könnte. Ich gebe mich dem gern hin und muss mich bei jedem Spaziergang durch Gässchen und den schönen Ilmpark unwillkürlich fragen, ob er sich beim Anblick der modernen Zustände im Grabe drehen würde oder ob er keine Zeit verlieren würde einen Instagramaccount einzurichten, um seine Gedanken und Fundstücke zu teilen. Ich glaube die Antwort zu kennen. Und dann frage ich mich doch auch wie es wohl sein wird in 200 oder gar 2000 Jahren. Wird es der Wissenschaft gelingen, den Tod zu überlisten? Wird die Erde nur ein Ort von vielen sein – eine Haltestelle im Universum? Oder werden wir auf einem ausgebeuteten und verbrannten Stück Erde auf allen Vieren von vorn anfangen müssen? Will ich es wissen? Weiterlesen
Ich verbrachte die ersten Jahre meiner Kindheit in der ehemaligen DDR. Der Glaube an eine fortwährende Existenz der menschlichen Seele wurde mir also nicht gerade in die Wiege gelegt. Tot sein, so erklärte man dem Arbeiterkind, sei wie schlafen, nur unendlich lang. Ich erinnere mich, bereits im Kindergartenalter an emotionaler Schnappatmung gelitten zu haben, wann immer ich mir vorzustellen versuchte, wie lange denn diese Unendlichkeit wohl sein mag, die mich erwartet, sollte mich ein Bus überfahren. Einfach weg! Für immer? Ich? Weiterlesen
„Die Naturen von deiner Art, die mit den starken und zarten Sinnen, die Beseelten, die Träumer, die Dichter, Liebenden, sind uns andern, uns Geistmenschen, beinahe immer überlegen. Eure Herkunft ist eine mütterliche. Ihr lebet im Vollen, euch ist die Kraft der Liebe und des Erlebenkönnens gegeben. Wir Geistigen, obwohl wir euch andere häufig zu leiten und zu regieren scheinen, leben nicht im Vollen, wir leben in der Dürre. Euch gehört die Fülle des Lebens, euch der Saft der Früchte, euch der Garten der Liebe, das schöne Land der Kunst. Eure Heimat ist die Erde, unsere die Idee. Eure Gefahr ist das Ertrinken in der Sinnenwelt, unsere das Ersticken im luftleeren Raum […]“ (Hesse, Narziß & Goldmund)
Die kreativen Köpfe unserer Gesellschaft sehen sich oft mit dem Vorwurf „brotlose Kunst“ zu betreiben konfrontiert. Im Wortsinn wird diese Wendung meist bemüht, um unausgereiftes oder gar fehlendes wirtschaftliches Denken anzumahnen. Weiterlesen